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Solingen, da wo das Kochmesser herkommt

Die Geschichte der Herstellung von Kochmessern in Solingen

Wappen von Solingen

Wenn in unserer Republik von Kochmessern die Rede ist, dann ist der Verweis auf Solingen meist nicht sehr weit entfernt. Solingen im bergischen Land ist das Zentrum der deutschen Klingenherstellung. Viele der führenden Firmen in diesem Bereich haben ihren Sitz in der Stadt.

Solingen hat fast 160.000 Einwohner und liegt – etwas vereinfacht gesagt – zwischen Wuppertal und Düsseldorf. Die Stadt führt offiziell den Namenszusatz „Klingenstadt“.

Wir wollen uns jetzt hier mit der Messerherstellung in Solingen beschäftigen und dabei besonders die Firmen beleuchten, von denen wir eine breite Palette an Kochmessern anbieten.

 

Die Tradition der Herstellung von Klingen in Solingen besteht schon mehrere Jahrhunderte. Der erste urkundliche Eintragung über eine Klingenfertigung in der Stadt stammt aus 1363.

Ein wesentlicher Grund für die Ansiedlung von Klingenschmieden war das reichlich vorhandene Wasser in der bergischen Gegend durch die vielen Flüsse und Bäche. Diese lieferten die Energie, die zum Schmieden reichlich benötigt wurde.

Im Jahr 1401 ist die Bildung einer Zunft der Härter und Schleifer vermerkt, 1571 wurde eine Zunft der Messermacher gegründet.

Die Inschrift auf Schwertern „Me fecit Solingen“ übersetzt etwa: “Solingen fertigte mich“, wurde zum Qualitätssiegel vergangener Jahrhunderte, quasi ein mittelalterlicher Vorläufer des „Made in Germany“

Im 16. und 17. Jahrhundert erlebte die Klingenherstellung eine enorme Blüte, die Solinger Schwerter waren in ganz Mitteleuropa verbreitet und bekannt. Die Solinger Klingenindustrie war über Jahrhunderte der bedeutendste Wirtschaftsfaktor der Stadt.

Mit und nach dem ersten Weltkrieg stockte diese Wirtschaft erheblich, da die Absatzmärkte weggebrochen waren.  

Heute ist die Klingenfertigung nach wie vor, ein bedeutender Wirtschaftszweig in Solingen. Es werden Messer und Bestecke, aber auch Rasierklingen und Scheren, sowie weitere verwandte Produkte in großer Zahl hergestellt.

Eine Besonderheit ist die Solingenverordnung. Dies ist eine deutsche Rechtsverordnung, die die Angabe „Solingen“ im Zusammenhang mit Schneidwaren schützt. Die Bezeichnung „Solingen“ darf nur für Produkte verwendet werden, die in allen wesentlichen Herstellungsstufen innerhalb des Solinger Industriegebietes, sowie der Stadt Haan,bearbeit und gefertigt worden sind. 

An die Geschichte der Klingenherstellung erinnert das deutsche Klingenmuseum im Solinger Stadtteil Gräfrath. Hier sind viele Exponate aus der Vergangenheit der Solinger Klingenherstellung zu sehen, werden Herkunft und Verwendung der Klingen anschaulich erläutert. Außerdem ist hier die umfangreichste Bestecksammlung weltweit zu sehen.

Hersteller von Kochmessern aus Solingen, die bei Cheflife. de vertreten sind.

Ein wesentlicher Teil unseres Angebotes an Kochmessern wird, neben japanischen Messern, von den Solinger Messerherstellern gestellt. Die Nennung erfolgt in alphabetischer Reihenfolge.

Güde

Die Firma Güde wurde 1910 von Karl Güde gegründet. Seitdem ist sie ununterbrochen in Familienhand, mittlerweile in der vierten Generation. Ein klassischer, inhabergeführter Familienbetrieb. Zur Zeit der Firmengründung gab es in Solingen mehrere tausend Handwerksbetriebe, die sich mit der Herstellung von Schneidwaren beschäftigten.

Hier werden noch, mit viel Handarbeit, auf klassische Art und Weise, Kochmesser in kleiner Stückzahl und höchster Qualität hergestellt.

Seit der Gründung wurden bei Güde die Messer im Gesenk geschmiedet, von Hand geschliffen, mit Griffen versehen und von Hand abgezogen.

Kochmesser Franz Güde55 Arbeitsschritte durchläuft ein Kochmesser, bis es dem Kunden übergeben werden kann und ihn bei seiner kreativen Arbeit unterstützt.

Franz Güde, der Sohn des Gründers Karl Güde, übernimmt 1923 die Firma. Die wirtschaftliche Situation war sehr schwierig, der verlorene erste Weltkrieg und die grassierende Inflation machten der gesamten Wirtschaft dieser Zeit schwer zu schaffen. Aber Güde blieb seinen Prinzipien treu und überstand diese schwierige Zeit.

Franz Güde beschäftigte sich vor allem mit der Entwicklung neuer Verfahren zum Schleifen der Messer.

Im Jahr 1923 wurde auch das Symbol der 3 Palmen als neues Markenzeichen von Güde eingeführt. Dies wurde als Symbol von Messern aus Solingen in Fachkreisen weltbekannt.

Im Jahr 1931 erfindet Franz Güde die hintersetzte Zahnung für den Einsatz bei Brotschneide- und Aufschnittmaschinen. Dies ist auch heute noch die gebräuchlichste Zahnung bei solchen Geräten.

1941 ist das Jahr der Erfindung des „Güde Wellenschliffs“ (mit spitzen Zähnen). Dieser Schliff erhöht die Schnitthaltigkeit und Schneidfähigkeit von entsprechenden Messern ganz erheblich.

1954 übernimmt der Sohn von Franz Güde – Franz D. Güde – die Leitung der Firma. Zu dieser Zeit hatte sich die Zahl der Solinger Schneidwarenbetriebe schon erheblich reduziert. Durch Automation und Rationalisierungen waren viele Betriebe auf der Strecke geblieben.

Nur durch Beibehaltung des hohen Qualitätsstandards konnte Güde sich am Markt behaupten.

Der heutige Inhaber Dr. Karl Peter Born, Enkel von Franz Güde, steht seit 1983 an der Spitze der Firma. Er hat die Linie der Qualität durch viel Handarbeit konsequent weitergeführt und so den Ruf und den Erfolg von Güde gewahrt und ausgebaut.

Das bekannteste Produkt von Güde ist wohl das geniale, 32 cm lange Brotmesser, welches in verschiedenen Ausführungen noch jeden Benutzer begeistert hat.

Unter dem jetzigen Inhaber hat man auch die Fertigung von Damastmessern aufgenommen und somit auch diese anspruchsvollen Produkte im Sortiment.

Außer den beliebten und bekannten Klassikern, gibt es in den letzten Jahren immer wieder neue Formen bei den Kochmessern von Güde:

  • The Knife
  • Chai Dao
  • Shark
  • Synchros

Etliche Kochmesser von Güde wurden in den letzten Jahren mit renommierten Designpreisen ausgezeichnet:

  • Good Design Award
  • Business Longlife Design Award
  • Red Dot Design Award
  • Design Plus Preis

Güde, eine der Tradition verpflichtete Firma mit langer Geschichte, die auch heutzutage immer wieder mit Innovationen überrascht.

Hier möchten wir euch mit einem Video Einblick in die Messerherstellung bei Güde geben.

Felix

Die FELIX SOLINGEN GMBH gehört zu den ältesten Herstellern von Kochmessern weltweit. Die Gründung erfolgte im Jahr 1790 durch Karl-Gustav Felix.

Die Familie Felix war seinerzeit in der Landwirtschaft tätig. Mit der Messerherstellung beschäftigte man sich zuerst nebenbei, machte dieses Handwerk aber bald zur Hauptbeschäftigung, das Unternehmen „Gustav Felix Schneidwarenfabrik“ wurde gegründet.

Über die Jahrhunderte hinweg hat man bei Felix immer die Qualität in den Vordergrund gestellt. Die traditionelle Fertigung der meisten Produkte im Zusammenspiel mit hochwertigen Rohstoffen haben den guten Ruf der Solinger Schmiede begründet und bis heute bewahrt.

Kochmesser FelixDies hat sich auch nicht geändert, nachdem  die Firma seit 2012 Teil der Schweizer Zepter-Gruppe geworden ist. Nach wie vor werden  die Produkte überwiegend in  Handarbeit hergestellt und veredelt. Lediglich der Vertrieb konnte mit Unterstützung des neuen Eigentümers erweitert und auf neue Märkte ausgeweitet werden.

Die Fertigung beginnt im Wesentlichen mit dem Schmieden des Messerrohlings im Gesenk. Einige Rohlinge (meist die preiswerteren Exemplare) werden auch gestanzt. Verwendet wird hochlegierter Klingenstahl. Alle Rohlinge sind eisgehärtet. Bis ein Messer die Manufaktur verlässt und dem Kunden übergeben werden kann, sind etwa 45 verschiedene Arbeitsschritte absolviert worden, die meisten davon per Handarbeit.

Die Rohlinge sind eisgehärtet, manche vakuum- und eisgehärtet. Bis ein Messer die Manufaktur verlässt, hat es ca. 45 Arbeitsgänge durchlaufen. Die meisten davon per Hand.

Nach dem Schmieden bzw. dem Stanzen kommt der Rohling zum Schleifen. Hier wird er zuerst mit einigen Schleifgängen in die endgültige Form gebracht. Danach kommt das Feinschleifen, das sogenannte Pliesten

Bei FELIX werden die Klingen fettgepliestet und leicht matt geschliffen. Auf diese Weise entsteht eine feine Oberflächenstruktur der Klinge, mit einer gewollten leichten Rauheit. Diese leicht rauhe Oberfläche ist ausdrücklich gewünscht, damit ihr Schnittgut nicht allzu sehr an der Messeroberfläche kleben bleibt. Weiterhin ergibt dieses Fettpliesten einen zusätzlichen Korrosionsschutz.

Nun folgt die Montage der Griffe. Die Griffe werden dem Rohling angepasst, dann werden die Oberflächen geglättet. Die Körnung der Schleifbänder wird immer feiner, bis das Ergebnis zu den Qualitätskriterien von Felix Solingen passt.

Zuletzt durchläuft das Messer die Endkontrolle. Unter speziellem Licht, das jede auch noch so kleine Unreinheit aufdecken würde, prüfen erfahrene Mitarbeiter jedes Exemplar.

Nur einwandfreie Stücke kommen in den Verkauf, wo sie dann sowohl für professionelle Köche, als auch für die große Zahl der Hobbyköche, ein adäquates Handwerkszeug sind, das Freude an der Arbeit vermittelt und exaktes Arbeiten zulässt.

Nesmuk

Die für die meisten Köche relevanten Hersteller von hochwertigen Kochmessern kommen meist (bis auf wenige Ausnahmen) aus Solingen und haben eine lange Tradition, teils seit über hundert Jahren

Seit einigen Jahren ist ein neuer Name in der Riege der Hersteller von anspruchsvollen Küchenmessern aufgetaucht: Der Name Nesmuk hat sich in wenigen Jahren mit an die Spitze dieser Hersteller katapultiert, wobei die Ursprünge nicht in Solingen zu finden sind.

 

 

Die Firma Nesmuk KG hat ihren Ursprung im niedersächsischen Wunstorf, im Dunstkreis von Hannover. Dort hat ein Schmied mit Namen Lars Scheidler, lange quasi im Verborgenen, feine Messer in winzigen Stückzahlen hergestellt. Scheidler hat mit neuen Materialien experimentiert, er fertigte u.a. herausragende Damastmesser.

Er war zuerst nur bei Insidern bekannt. Dies änderte sich, als er 2 Kaufleute kennenlernte, die selber eine Affinität zu Messern mitbrachten und das Talent von Scheidler erkannten. Man beschloss die Erzeugnisse gemeinsam zu vermarkten und gründete die Firma Nesmuk. Die hochwertigen Messer begeisterten sofort die Schaar der Köche, neue Formen und neues Material fanden ihre Fans.

Das einsetzende Wachstum forderte mehr Personal und wo findet man gute Mitarbeiter für die Herstellung von hochwertigen Küchenmessern?

Natürlich in Solingen. Folglich wurde der Umzug der Firma in die Klingenstadt im Bergischen Land vollzogen, wo man sich mittlerweile im Reigen der bekannten Messerhersteller etabliert hat.

Nesmuk Messer bringen neue Formen in die Küche. Das erste Nesmuk Messer, das Soul, basiert auf einer mehrere tausend Jahre alten Form.

Uns war es von Anfang an klar, dass wir diese hervorragenden und innovativen Nesmuk Messer im Sortiment haben wollen. Und die Nesmuk Messer finden auch bei Cheflife.de ihre Fans, die mehr wollen als nur ein scharfes Schneidwerkzeug.

Uralte, aber bewährte Formen, hervorragendes innovatives, Material, feinste Verarbeitung lassen die Herzen der Freunde von ausgezeichneten Kochmessern höher schlagen.

Nesmuk Messer sind durchweg hochpreisiger als die Messer der etablierten Hersteller, die alle auch gute Messer fertigen.

Aber es gibt als Beispiel auch bei den Autofahrern unterschiedliche Vorlieben. Der eine will nur einen Golf, der andere nimmt einen Sportwagen aus schwäbischer Produktion. Auch mit dem Golf kommt man wunderbar von A nach B. Mit dem Sportwagen aber, hat derjenige der es sich leisten will / kann, doch etwas mehr Spaß. Dieser Vergleich ist manches Mal ein Teil unserer Antwort, wenn jemand fragt, weshalb man ein sich so ein teures Messer kaufen sollte. Denn hier beginnen die Preise zwischen 300 und 400 Euro für ein Messer und gehen bei den Damastmessern in den 4-stelligen Bereich. Aber es ist nicht nur der Spaß beim Arbeiten mit so einem außergewöhnlichen Werkzeug.

Die Nesmuk Messer sind die Folge von jahrelanger Entwicklungsarbeit, von aufwendiger Forschung, von Experimenten bei der Suche nach dem bestmöglichen Material, außergewöhnlichen Formen, edlen Griffmaterialen und perfekter Verarbeitung.

Wüsthof

Ein weiteres, altes Solinger Familienunternehmen ist die Firma Wüsthof. Mittlerweile ist die siebte Generation in der Geschäftsführung tätig.

Kochmesser Wüsthof Classic Ikon Weiß Kochmesser 20 cm

 

Die erste Erwähnung einer „Wüsthof Scheerenfabrik, Stahl und Eisenwaren“ in einem lokalen Adressbuch stammt von 1814. So kann man annehmen, dass schon über 200 Jahre unter dem Namen Wüsthof in Solingen Kochmesser gefertigt werden. Der damalige Inhaber war Johann Abraham Wüsthof.

1869 wurde die Firma Eduard Wüsthof in das Firmenregister eingetragen. Eduard war der Sohn des Johann Abraham.

1881 knüpfte dessen Nachfolger Robert Wüsthof auf einer Geschäftsreise nach New York erste Beziehungen in die USA, um die Absatzmärkte zu verbreitern. Man stellte seit damals auf nationalen und internationalen Handelsausstellungen aus.

Im Mai 1895 wurde der heute noch verwendete Dreizack beim Kaiserlichen Patentamt in Berlin als Warenzeichen von Wüsthof eingetragen.

Auch die Wirren der beiden Weltkriege, die Inflation und die Weltwirtschaftskrise konnten den Fortbestand der Firma nicht aufhalten. Man überstand diese schwierigen Zeiten und kann heute auf eine erfolgreiche Firma stolz sein.

Über 400 Mitarbeiter am Standort Solingen und über 480 Mitarbeit insgesamt, sind (Stand 2018) für Wüsthof tätig. Die Kochmesser, welche bei Cheflife.de angeboten werden, stammen alle aus deutscher Produktion, sind also „Made in Germany“.

Viele der angebotenen Messer sind im Gesenk, bei etwa 1200 Grad Celsius geschmiedet, einige niedrigpreisigere Exemplare werden durch Präzisionslaser aus Edelstahlplatten ausgeschnitten. Verwendet wird für alle Wüsthof Messer ein  hochwertiger, rostfreier Chrom-Molybdän-Vanadium-Stahl. Die verwendete Legierung enthält 0,5 % Kohlenstoff, 15 % Chrom sowie kleinere Mengen von Molybdän und Vanadium.

Der Fertigungsprozess bei den geschmiedeten Messern umfasst etwa 55 Arbeitsschritte. Dazu gehört auch das Härten auf ca. 58 Rockwell. Dies ist ein idealer Kompromiss zwischen Härte und Biegsamkeit. Zu große Härte macht die Klingen zwar fester, aber auch etwas spröder.   Die Produkte von Wüsthof werden in etwa 80 Länder verkauft. Eigene Vertriebsgesellschaften hat Wüsthof in den USA und in Kanada.

Man sieht hier, dass Tradition und Moderne in Solingen sehr gut vereint sind. Alte Namen und junge Firmen existieren nebeneinander und erfüllen die Wünsche der Kunden nach guten Kochmessern.

Übrigens hat in Solingen auch die Vertriebsgesellschaft der japanischen Firma Kai ihren Sitz, darauf kommen wir in einem separaten Beitrag zurück.